Architekturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Ferdinand Keilmann Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrhunderts
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IV. Ferdinand Keilmann - Ein Architektenleben (Teil 4)

IV.11. Unterirdische Produktion ohne Endsieg

Im Herbst des Jahres 1944 trat Keilmann seine letzte Arbeitsstelle unter nationalsozialistischer Herrschaft an. Die Zeit bei der Familie in Aschaffenburg nach der Entlassung aus der Wehrmacht währte nur kurz, es folgte die Dienstverpflichtung über die Aschaffenburger Firma Ott-Bau nach Roigheim.[1] Für die Firma Ott war er kein Unbekannter, immerhin war dieses Unternehmen schon maßgeblich an der Ausführung des Jäger-Ehrenmals in Aschaffenburg beteiligt, für das Keilmann die Entwürfe gezeichnet hatte. Hintergrund der Dienstverpflichtung war die unterirdische Produktionsverlegung der Firma Brown, Boveri & Cie. von Mannheim-Käferthal in die stillgelegte Gipsgrube in Roigheim. Hier war Keilmann als Architekt mit umfangreichen Erfahrungen als Bauleiter und als Entwurfsarchitekt, der auch an der Behelfsheimplanung war, ein gesuchter Fachmann.

Nachdem die alliierten Luftangriffe im Laufe des Jahres 1943 immer stärker geworden waren, wurde es, um das Ausstoßniveau in der Rüstungsproduktion zu halten bzw. sogar zu steigern, notwendig, Alternativen zu den leicht angreifbaren überirdischen Fabriken zu schaffen. Rechtliche Grundlage bildeten die Verlegungsgrundsätze vom 26. August 1943 und ein Erlaß des Rüstungsamtes vom 31.12. 1943.[2] Ein Arbeitsstab der OT wurde damit beauftragt, eine Liste aller möglichen Bergwerke, Stollen, Eisenbahntunnel, Bunker und natürlichen Höhlen zu erstellen, die für eine unterirdische Produktionsverlagerung geeignet schienen. In einer Liste vom 5. September 1944 ist unter „IV. Steine und Erden“ an Position 19 als Eintrag zu finden:

„19.    Gibsgrube Roigheim auf 19.000qm erweitert 4.10.26839

           Mosbach (Orh)       15.000 BBC            18.11  Herta

           (Schwaben)              5.000 MMW         29454 Trafo

                                              1.000         Nadig u. Co“[3]


Das „Herta“-Programm bezeichnete unter anderem die Produktion von Drehstrommotoren, die durch ihre besonders leisen Laufeigenschaften als Antriebe für die letzte Generation deutscher U-Boote eingeplant waren. Die Verlagerung der Firmen MMW und Nadig u. Co in die Gipsgrube wurde nicht umgesetzt, da die Räumlichkeiten nicht in vollem Umfang nutzbar waren und für den Platzbedarf der Brown, Boveri u. Cie. gerade ausreichten. Die Vorbereitung und Durchführung der Verlagerung lag in der Hand der BBC; der Transport umfaßte ca. 500 Eisenbahnwaggons.[4] Zur organisatorischen Verschleierung war von Seiten des Rüstungsministeriums die „Grube Schwaben AG“ gegründet worden, in deren Namen sämtliche Verlagerungsaktivitäten stattfinden sollten. Diese Verschleierung war nach Meinung der Verantwortlichen notwendig, da schon die Bombardierung des Stammwerks der BBC in Mannheim-Käferthal auf gezielten Verrat zurückgeführt worden war.[5]

Da für die Produktion ein Mitarbeiterstamm von 1.000 Personen notwendig war[6] (im Mannheimer Werk waren 1.800 Mitarbeiter beschäftigt)[7], mußten in Roigheim und Umgebung ausreichend Unterkünfte errichtet werden. Hierfür wurde die OT eingesetzt, die für diese umfassende Aufgabe auchBarackenlager für Zwangsarbeiter in Roigheim auf eine erhebliche Anzahl von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter zurückgriff.[8] Zuständig für der Vorbereitung des Roigheimer Gipsgrube war die 5. Kompanie des 265. Bataillon der OT unter dem Kompanieführer Karthaus. Deren Aufgabe war es zunächst, die Stollen in ihrem Querschnitt zu vergrößern und über den schrägen Eingangsschacht der Gipsgrube hinaus ein weiterer senkrechter Schacht abzuteufen, der einen leichteren Zugang zur unterirdischen Produktionsstätte ermöglichen sollte. Hierzu wurden mehrere erfahrene Bergleute aus dem Saarland zusammen mit ihren Familien nach Roigheim umgesiedelt.

Ferdinand Keilmann wohnte, wie die meisten der Mitarbeiter der tätigen Baufirmen[9] im Haus einer Roigheimer Familie; in seinem Fall einer Familie Kempf[10], zu denen sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. Seine Aufgabe bestand in der Planung von Baracken zur Aufnahme der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen sowie der Mitarbeiter von OT und BBC. Die Barackenanlagen waren über den ganzen Ort verstreut; insgesamt sollten drei Lager entstehen; eines in der Bahnhofstraße mit 20 Baracken, dazu eines am Ortsausgang Bittelbronn und ein weiteres nahe der Seckachbrücke. Da diese Gebäude sich nicht so schnell in ausreichender Zahl erstellen ließen, wurde ein Teil der Personen, der nicht in provisorisch hergerichteten Räumen wie z.B. Saalbetrieben von örtlichen Gaststätten einquartiert werden konnte, in umliegenden Orten untergebracht.[11]

Zum März 1945 kam Keilmanns Familie ebenfalls nach Roigheim. Nachdem seine Frau mit den zwei Kindern am 2. Oktober 1944 von Aschaffenburg nach Preunschen bei Amorbach (Landkreis Miltenberg) evakuiert wurde[12], ergab sich die Möglichkeit, im Hause der Familie Kempf eine gemeinsame Unterkunft zu finden. Die Aufgabe der Errichtung von Wohnmöglichkeiten für Mitarbeiter der BBC und Zwangsarbeiter wurde immer dringlicher, da die BBC im März 1945 die Produktion in den Gipsgruben aufnahm.[13] Trotz organisatorischer Nähe hielt sich Keilmann wohl von den Angehörigen der OT fern.[14] Die Gründe hierfür sind vielfältig. In einem späteren Briefwechsel bezeichnete ein Bekannter Keilmanns die OT als „komischen Verein“, eine Ansicht, die sich in der Eidesstattlichen Versicherung von Gerhard Schäfer zu Keilmanns Entnazifizierungsverfahren wiederfinden ließ. Nach Schäfers Darstellung war Keilmann „alles in allem ein Gegner geistigen, seelischen und körperlichen Uniformierung.“[15] Weitere Ursache könnte gewesen sein, daß sich die Mitglieder der OT in erster Linie aus Handwerkern zusammensetzte, die durch ihren Baueinsatz schon seit Jahren im gesamten Reich und den besetzen Gebieten eingesetzt waren. Ein künstlerisch veranlagter Familienvater, der seine Frau und Kinder in der Nähe wußte, fand vermutlich wenig Gefallen an der rustikalen Umgangsweise, die in der OT üblich war. Dazu kommt, daß Keilmann als Dienstverpflichteter ohne weitere Erfahrungen in ähnlichen Baueinsätzen von den Mitgliedern der OT nicht ernst genommen wurde, zumal er durch seine Schwerhörigkeit des öfteren Ziel von Verspottungen bot.


VI.12. Amerikanische Besetzung und Nachkriegszeit in Roigheim

Direkt nach der Eroberung des Ortes Roigheim durch die Amerikaner am 2.April 1945 wurden sämtliche Bewohner aus ihren Häusern geholt und die Wohnungen systematisch durchsucht. Das Ehepaar Keilmann hatte noch eine erhebliche Summe Geld zur Verfügung und teilte dieses auf, damit beide für sich ein Versteck suchten. Während das Geld von Eva Keilmann im Keller entdeckt wurde, war der Teil von Ferdinand in einem Hohlraum im Klavier der Familie Kempf sicher genug untergebracht. Das Parteiabzeichen, das Keilmann in den letzten Jahren nur noch sporadisch getragen hatte, entsorgte Eva in einem „Plumpsklo“.

Unmittelbar nach der Besetzung begann der „Wiederaufbau“.[16] Die durch einen Granatentreffer unterbrochene Überlandleitung wurde auf Antrag der vor Ort anwesenden Werksleitung der BBC von Mitarbeitern des Unternehmens repariert, so daß nach wenigen Tagen zumindest die Stromversorgung wieder hergestellt war. Diese Reparatur war auch dringend notwendig, um eine undurchführbare Anordnung des örtlichen Militärkommandanten in Adelsheim[17] aufzuheben. Da das Bodenniveau der Gipsgrube etwas unterhalb des Wasserspiegels der Seckach lag, lief die Grube, nachdem die Stromversorgung der Pumpen unterbrochen war, schnell auf die Höhe von ca. einem halben Meter voll Wasser. Die Anordnung lautete nun, daß die männlichen Bewohner des Ortes das Ansteigen des Wasserstandes in der Grube durch Abschöpfen mit Eimern verhindern sollten – ein sinnloses Unterfangen, da der Gips zu stark wasserdurchlässig war.

Ende April sollte auf Grund einer Eilanordnung innerhalb von zwei Tagen die vor dem Einmarsch der Amerikaner gesprengte Brücke als Provisorium neu errichtet werden, um den von der Außenwelt abgeschnittenen Ort wieder an das Verkehrsnetz anzubinden. Unter ständiger Beobachtung der amerikanischen Besatzungsmacht wurde das Holz, welches von der OT zur Herstellung des senkrechten Stollens in die Gipsgrube vorgesehen war, von den für diesen Zweck zwangsverpflichteten Männern des Ortes zur Seckach geschafft. Unter der Mitarbeit von Ferdinand Keilmann als ausführendemprovisorische Brücke über die Seckach Architekten wurde dann die provisorische Brücke erstellt.[18] Ansonsten sind die Amerikaner mit den männlichen Bewohnern des Ortes sowie den Mitarbeitern der BBC und der ortsansässigen Firmen nicht zimperlich umgegangen. Sie wurden gezwungen, jeden abend vor Eintritt der Ausgangssperre um 19 Uhr die Straßen zu fegen, die Inhaber der Authenrieth-Werke, Günther und Theophil Authenrieth, sogar in Frack und Zylinder.

Die annähernd 500 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die sich noch im Ort befanden, stellten in den Augen der Einheimischen eine deutliche Gefahr dar, da man Plünderungen und Denunziation fürchtete. Das diese Befürchtungen nicht grundlos waren, zeigte eine Situation, in der der wirtschaftliche Direktor der BBC, Josef Gimber, einen italienischen ehemaligen Zwangsarbeiter beim Versuch eines Diebstahls entdeckte und diesen den amerikanischen Behörden übergeben wollte. Dieser Italiener stellte nun gegenüber den herbeigerufenen GI`s Gimber als überzeugten Nationalsozialisten dar. Durch das persönliche Eingreifen eines weiteren Zwangsarbeiters konnten die Amerikaner vom Gegenteil überzeugt werden und ließen Gimber wieder frei. Die gesamte Situation entspannte sich, als die Zwangsarbeiter nach einigen Tagen in ein Sammellager abtransportiert wurden.

Nachdem die ersten Wirren der Besatzungszeit überwunden waren, kehrte langsam wieder so etwas wie Normalität in den Ort ein. Zwar gab es keine zerstörten Gebäude, doch waren in kurzer Zeit viele Flüchtlinge und zurückgekehrte ehemalige KZ-Häftlinge unterzubringen. Zu diesem Zweck wurde Keilmann als Architekt eingesetzt, die zum Teil noch nicht abgeschlossenen Bauvorhaben an den Barackenlagern fortzusetzen, um die schlimmste Wohnungsnot zu lindern. Es erging ihm hier wie vielen seiner Arbeitskollegen, die als Fachleute für Bauwesen fast gezwungenermaßen ihr Architekturbüro wieder eröffneten. Eine weitere umfangreiche Aufgabe war die Bestandsaufnahme von Bauschäden, für die Keilmann in der Region viel unterwegs war.[19]

„Große“ Aufträge für das jetzt auch mit Erlaubnis der inzwischen wieder arbeitenden Kreisverwaltung Heilbronn arbeitende „Architekturbüro Ferdinand Keilmann“[20] gab es nicht allzu viele.[21] In den fünf Jahren in Roigheim waren dies vor allem eine Produktionshalle für die Pressspanwerke Authenrieth, ein Wohnhaus Lehmann in Roigheim, eine kleine Trauerhalle auf dem Roigheimer Friedhof und die Entwürfe für das Wohnhaus des Technischen Direktors der BBC-Werke, Herbert Wagner aus Birkenau an der Weinstraße.[22] Die Teilnahme an zumindest einem Wettbewerb in Heilbronn ist belegt, das Ergebnis kann allerdings nicht positiv gewesen sein. Das „Architekturbüro“ bestand zu dieser Zeit in erster Linie aus der Person Ferdinand Keilmann, seinen Zeichenmaterialien und bei Bedarf der Schreibmaschine einer alten Bekannten der Familie, Frau Ilse Noelle, die auf der Flucht aus Berlin ebenfalls den Weg nach Roigheim gefunden hatte.[23] Da diese wenigen Aufträge nicht zum Überleben reichen konnten, arbeitete zum einen Eva Keilmann in den Sommermonaten bei örtlichen Bauern auf den Feldern, und zum anderen gab Ferdinand Keilmann Klavierunterricht und –konzerte.

Ein großer Teil des Zeit zwischen Januar 1946 und April 1948 war geprägt durch die für Keilmann unbequeme Prozedur der Entnazifizierung.[24] Da dieser Prozeß erst knapp drei Jahre nach Ende des Krieges abgeschlossen und für Personen ohne einen gültigen „Persilschein“ eine Anstellung in öffentlichen Verwaltungen nicht möglich war[25], begann Keilmann erst ab Mai 1948 wieder, Bewerbungen zu schreiben. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die leider nicht überliefert sind, bewarb er sich Mitte 1950 erstens beim „Stadtplanungsamt Würzburg“ auf die „Stelle eines Architekten“, zweitens beim „Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen Baustab Bonn“ auf die Stelle eines „Architekten“ und drittens beim „Planungsamt der Stadt Bochum“ auf die Stelle eines „Ersten Architekten“[26] Die Stadt Bochum reagierte mit einem Telegramm von Clemens Massenberg vom 24. Juli 1950 als Erste.
 

VI.13. Entnazifizierung

Einer der Versuche, Ferdinand Keilmann zu entnazifizieren, lief ins Leere. Am 10. Januar 1946 verschickte die Abteilung C.I.C. des Polizeipräsidium Aschaffenburg eine Vorladung an „Ferdinand Keilmann jun., wohnhaft Löherstr. 2, Aschaffenburg“[27]. Das Haus war zu diesem Zeitpunkt schon seit fast einem Jahr bis auf das Kellergewölbe zusammengebrochen.[28] Eine weitere handschriftliche Notiz vom 22.01.46 vermerkte, daß „Name/Anschrift beim Einwohner-Meldeamt nicht zu ermitteln“[29] sei.

Das Entnazifizierungsverfahren wurde durch die Spruchkammern Heilbronn und Neckarsulm unter dem Aktenzeichen 26/75/580 zwischen Dezember 1945 und April 1948 durchgeführt. Der Bearbeitungszeitraum erklärt sich vor allem durch die Tatsache, daß Keilmann im Fragebogen zur ersten Entscheidung der Spruchkammer vom 21. April 1947 eine ganze Reihe falscher Angaben gemacht hatte. So verschwieg er seine NSDAP-Mitgliedschaft vor 1938 und datierte die Mitgliedschaft im NSDStB auf nach 1933[30]. Auch die übrigen Angaben in dem Fragebogen beigefügten Lebenslauf weichen von den Daten ab, die sich aus Arbeitszeugnissen rekonstruieren lassen.[31] Zur Entlastung Keilmanns lag eine Reihe von Eidesstattlichen Versicherungen vor.[32] Keilmann wurde im ersten Verfahren, nachdem bei Anfragen im Kreis Heilbronn keine nachteiligen Informationen über sein politisches Engagement vorlagen[33] als Mitläufer zu einem Sühnegeld von 300,- Mark verurteilt.[34]

Die Wiederaufnahme des Verfahrens ist auf den Umstand zurückzuführen, daß die in München aufbewahrte komplette Mitgliederkartei der NSDAP durch einen glücklichen Zufall, statt vernichtet zu werden, in die Hände der Amerikanischen Armee gefallen war. In der Folge wurden die Urteile der Spruchkammern systematisch mit den aus den Akten ersichtlichen Mitgliedsdaten abgeglichen.[35] Da über die aus diesem Grund wiedereröffneten Spruchkammerverfahren in der Tagespresse berichtet wurde, war Keilmann schnell klar, daß er in Schwierigkeiten war. Bei der Überprüfung seines Fragebogens mußte deutlich werden, daß er erhebliche falsche Angaben gemacht hatte, und in vergleichbaren Fällen wurden Berufsverbote und Gefängnisstrafen ausgesprochen. An dieser Stelle kam ihm der Zufall zu Hilfe. Gegen Ende des Jahres 1944 war die damals 21-jährige Friedel Eisele als Rotkreuzhelferin nach Roigheim dienstverpflichtet worden. Da sich Keilmanns musikalische Fähigkeiten in der Kleinstadt Roigheim herumgesprochen hatte, fragte die junge Frau ihn zu Beginn des Jahres 1945, ob sie Klavierunterricht bei ihm bekommen könne. Aus diesem Kontakt entwickelte sich eine langjährige Freundschaft, die für Keilmann im Entnazifizierungsverfahren besonders wertvoll werden sollte. Keilmann erhielt am 7. Januar 1948 die Aufforderung, erneut einen politischen Meldebogen abzugeben. Fand die erste Verhandlung noch in Heilbronn statt, so war nun die Spruchkammer Neckarsulm zuständig, und der Vorsitzende des zuständigen Gerichts war ein Bekannter von Frau Eisele. Auf das Schreiben vom 7. Januar antwortete Keilmann zunächst am 13. des Monats:

„Ich habe bereits am 4. Jan 1946 an die Militärregierung Heilbronn einen politischen Meldebogen eingesandt, mein Sühnebescheid vom 4. April 1947 von der Spruchkammer Neckarsulm liegt ebenfalls vor, und ich bitte daher höflichst um Mitteilung, ob unter diesen Umständen bzw. zu welchem Zweck die nochmalige Einsendung der Papiere erfolgen soll.“[36]

Die Antwort der Militärregierung erfolgte ohne die gewünschte Angabe von Gründen bereits zwei Tage später mit einer nochmaligen Aufforderung, „einen politischen Meldebogen, sowie einen ausführlichen Lebenslauf, enthaltend Schule, Beruf, Militärdienst u. politische Vergangenheit“[37] bei der Militärregierung in Heilbronn abzugeben. Wieder begann das Sammeln von Eidesstattlichen Versicherungen (diesmal fünf), und außerdem setzte sich nun Frau Eisele mit dem Vorsitzenden der Spruchkammer, einem Mann namens Greiner, privat in Verbindung, um „ganz allgemein“ und ohne Nennung des Betroffenen anzufragen, wie in einem Fall der vorherigen Falschaussage zu verfahren sei. Nach Erhalt der gewünschten Informationen ging Keilmann in die Offensive. Das Protokoll der Spruchkammer Neckarsulm vom 27. Februar 1948 vermerkt:

„Es erscheint unaufgefordert [Unterstreichung im Original] Ferdinand Keilmann, geboren am 24.7.1907 und erklärt: Bei der Ausfüllung meines Meldebogens im April 1946 sind einige Irrtümer unterlaufen, die ich hiermit berichtige:“[38]

Die weiteren Ausführungen stimmten nun mit den tatsächlichen Eckdaten der eigenen Sühnebescheid 1948Biographie überein. Das Amt des Ortsgruppenamtsleiters in Aschaffenburg schien der Spruchkammer aus der NSDAP-Mitgliedskartei nicht ersichtlich gewesen zu sein, hierauf gab es in den Verfahrensakten keinen Hinweis und Keilmann hat wohl davon abgesehen, von sich aus darauf hinzuweisen. Mit  dem angenommenen Sühnebescheid vom 7. April 1948 und einer nochmaligen Zahlungsverpflichtung von 300,-Mark war das Kapitel Entnazifizierung für Ferdinand Keilmann abgeschlossen.[39]


VI.14. Exkurs Nr. 1: Das bewegte Leben in den Lebensläufen – Dichtung und Wahrheit

Der Lebenslauf von Ferdinand Keilmann ist in sich schon einmal sehr umfangreich; dies liegt daran, daß er als angestellter Architekt zumindest bis zum Jahre 1945 immer nur kurz in einer Anstellung verblieb.[40] Für die gesamte Schul- und Ausbildungszeit stellt sich das Problem, daß kein einziges Zeugnis überliefert ist; weder die Schulzeugnisse, noch der Gesellenbrief oder das Abschlußzeugnis der Hochschule in Weimar. Da aber nach Aussage von Eva Keilmann der entsprechende Ordner zumindest bis 1985 vorhanden war, ist davon auszugehen, daß die Zeugnisse existieren und heute einfach nur nicht auffindbar sind.

Auffallend an Keilmanns verschiedenen vorliegenden Lebensläufen ist, daß in kreativer Form je nach Adressat bestimmte Daten weggelassen, hinzugefügt, Namen auch mal falsch geschrieben oder die gesamte Biographie komplett neu durchgestaltet wurde. Hier zunächst die Daten, die (mit wenigen gekennzeichneten Ausnahmen) gesichert sind:

Am 24.Juli 1907 wird Ferdinand Keilmann in Würzburg geboren.

04.13                    Einschulung in die Volksschule in Würzburg

10.13 – 10.15        Umzug nach Nürnberg, Besuch der Volksschule

10.15                    Umzug nach Aschaffenburg (AB), Besuch der Volksschule

04.18                    Abschluß der Volksschule

04.18 – 04.20  (?)  Besuch des Humanistischen Gymnasiums AB

08.20 – 12.20  (?)  Lehrzeit zum Zimmermann, Abbruch wegen Krankheit

01.20 – 12.21  (?)  Krankenhausaufenthalt

01.22 – 08.24  (?)  Lehrzeit zum Tischler, Abschluß mit Gesellenbrief

09.24 – 02.27        Besuch der H.T.L in Offenbach am Main, Abschluß

03.27 – 12.27        Architekt im Atelier Prof. Eberhardt, Offenbach a.M.

01.28 – 12.28        Architekt im Atelier von Prof. Dr. Leitolf, AB

01.29 – 08.29        selbständige Tätigkeit in Aschaffenburg

09.29 – 03.32        Studium in Weimar an der Staatlichen Bauhochschule

03.32 – 02.33        Unterbrechung des Studiums, Aufenthalt in AB (?)

02.33 – 06.33        Beendigung des Studiums in Weimar

06.33 – 03.36        Rückkehr nach AB, Volontariat im Stadtbauamt

04.36 – 09.37        RLM, Luftkreiskommando Kiel IV, Seefliegerhorst Hörnum/Sylt, planender Architekt

09.37 – 09.39        RLM, Luftkreiskommando Berlin III, Flakkaserne Berlin-Lankwitz, planender Architekt

02.06.1938            Hochzeit mit Eva Schliffke in Weimar

10.39 – 06.40        Brandenburgische Heimstätte Berlin, Siedlung Stahnsdorf, Siedlungsplanung und Bauleitung

07.40 – 01.43        Architekturbüro Dr. Herbert Rimpl, Berlin, stellvertretender Büroleiter und planender Architekt

30.05.1941            Geburt des ersten Sohnes Ferdinand

03.11.1942            Geburt des zweiten Sohnes Manfred

01.43 – 03.44        Deutsche Akademie für Wohnungswesen e.V., Berlin, stellvertretender Gruppenleiter

04.44 – 07.44        Wehrdienst, Panzer-Artillerie-Ausb.-Abt. 4, Stahnsdorf

07.44                    Rückkehr nach Aschaffenburg

10.44 – 04.45  (?)  Dienstverpflichtung bei der Fa. Ott-Bau, AB, unterirdische Produktionsverlagerung in Roigheim bei Heilbronn

04.45 – 08.50        Selbständiger Architekt in Roigheim

08.50                    Aschaffenburg

08.50 – 02.54        Stadt Bochum, Architekt

Stadt BO, Verbeamtung, Ernennung z. Stadtbaumeister

08.02.1958            Geburt des dritten Sohnes Oliver

05.01.1961            Geburt des vierten Sohnes Harald

07.72                    Pensionierung

Ferdinand Keilmann stirbt am 7. September 1979 in Bochum.

Vergleicht man nun diese Daten mit denen, die sich in den einzelnen Lebensläufen wiederfinden, so ergibt sich jeweils ein interessantes Bild. Das älteste vorliegende Exemplar eines Lebenslaufs datiert auf den Mai 1935 in Zusammenhang mit seinem Antrag auf Übernahme in das Amt eines politischen Leiters in der NSDAP.[41] Die angegebenen Daten sind komplett richtig angegeben, bei den Stadien der Schulausbildung verzichtet er jedoch völlig auf die Angabe von Jahreszahlen, ebenso ist die kurze Zeit am Gymnasium in Aschaffenburg nicht erwähnt. Diese Auslassungen sind wohl darin zu suchen, daß er durch die fehlende Unterstützung seiner Eltern nicht die Schulbildung erlangen konnte, die er sich später gewünscht hat. Bezüglich der Studienzeit in Weimar findet die Tatsache keine Erwähnung, daß Keilmann sein Studium für zwei Semester unterbrechen mußte, da die Eltern nicht das Geld aufbringen konnten oder wollten, um gleichzeitig sein Studium und das seines jüngeren Bruders zu finanzieren. Alle diese Dinge sind jedoch zu vernachlässigen. Was hier aber Aufmerksamkeit erregt, ist in Kapitel IV. 5 (Rückkehr nach Aschaffenburg) schon erwähnt; Keilmann schreibt in dieser Darstellung den Namen von Ernst Neufert absichtlich falsch, um seine Chancen auf Übernahme in das angestrebte Parteiamt nicht zu gefährden. Hintergrund ist der Ruf Neuferts, Anhänger der Kommunisten zu sein.[42]

Der nächste Lebenslauf, der die Jahrzehnte überdauert hat, datiert vermutlich auf den Februar 1944 und könnte somit in Zusammenhang mit der Bewerbung bei Prof. Dr. Wilhelm Kreis stehen.[43] Bei diesem Exemplar läßt sich durch einen handschriftlichen Entwurf nachweisen, daß Eva Keilmann an der Formulierung beteiligt war. Da bestimmte Begriffe wie zum Beispiel „habe ich mich in eigener Praxis betätigt“ mit dem Exemplar von 1935 wörtlich übereinstimmen, ist zu vermuten, daß Keilmann an der Erstellung entweder selbst beteiligt war, oder ältere Exemplare weiterer Lebensläufe als Vorlage gedient haben. Auch in dieser Darstellung wird nicht auf die schulische Ausbildung eingegangen, die zwei Semester Studium bei Ernst Neufert werden gar nicht erwähnt. Allerdings muß Neufert durch seine wichtige Stellung nicht mehr verleugnet werden und so verlegt Keilmann einen Teil seiner Arbeit bei Neufert von Gelmeroda nach Berlin und zwar für den Zeitraum vom 1. September 1932 bis zum 30. April 1933. Daß er in Wirklichkeit in dem zu dieser Zeit laufenden Wintersemester seine Abschlußprüfungen in Weimar abgelegt hat und zwischenzeitlich nur neben dem Studium für Neufert tätig war, paßt nicht mit dieser schriftlichen Darstellung zusammen.

Der chronologisch folgende Lebenslauf entsteht zum 29. Dezember 1945 im Zuge des ersten Entnazifizierungsverfahrens, das Keilmann durchlaufen muß.[44] Keilmann macht die entsprechenden Angaben auf dem Fragebogen des „Military Government of Germany“, es handelt sich hier nicht nur um einen Lebenslauf im ursprünglichen Sinn (ein solcher hängt als Anlage am Fragebogen). Da die 131 Fragen des Fragebogen alle beantwortet werden müssen, ergibt sich für die schulische Ausbildung und den beruflichen Werdegang ein sehr differenziertes Bild, welches jedoch mit der tatsächlichen Biographie wenig zu tun hat.

Zumindest die Einschulung in Würzburg in die Volksschule im Jahre 1913 stimmt noch, ebenso die Volksschule Nürnberg zwischen 1913 und 1915 sowie die Volksschule in Aschaffenburg anschließend bis 1918. Danach gehen die Angaben doch deutlich an der Realität vorbei. Besuch des Humanistischen Gymnasiums 1918 bis 1924 (kein Wort vom Abbruch des Besuchs des Gymnasiums oder von der absolvierten Lehrzeit zunächst als Zimmermann, dann als Tischler), Ausdehnung des Volontariats bei Prof. Eberhardt in Offenbach auf vier Jahre zwischen 1927 und 1931 (im angehängten Lebenslauf), im Fragebogen dagegen dieses Volontariat erst zwischen 1931 und 1932. Der angehängte Lebenslauf erwähnt für diesen Zeitraum ein „zeitweise(s) Musikstudium in Frankfurt und Aschaffenburg“.[45] Das Studium in Weimar findet nun nicht mehr zwischen 1929-33 statt, sondern in einem ersten Teil erst zwischen 1933-35; das Diplom will Keilmann erst im Wintersemester 1937/38 in Weimar erworben haben. Die Daten der Beschäftigung beim Reichsluftfahrtministerium sind unter Berücksichtigung der vorherigen Ausführungen ansonsten richtig, für den Zeitraum zwischen 1939 bis 1944 erfolgt in dem Fragebogen keine Differenzierung zwischen den einzelnen Tätigkeiten. Hier ist ausschließlich von selbständiger Tätigkeit die Rede, was bezogen auf die unklare rechtliche Stellung der Beschäftigungsverhältnisse sogar stimmen kann. Die Bezeichnung der Tätigkeit im „Monumental- und Wohnungsbau“ ist zumindest nicht falsch dargestellt. Für die Zeit nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht gibt Keilmann wiederum eine selbständige Tätigkeit für eine Industrieverlagerung in Roigheim an. Auch die Angabe dieser Selbständigkeit läßt sich heute nicht mehr nachprüfen.

Der kritische Teil des Fragebogens betrifft eine Thematik, die in Lebensläufen sonst keine Rolle spielt, und zwar das politische Engagement Keilmanns. Die entsprechenden Abweichungen der Angaben in seinem Fragebogen von den tatsächlichen Begebenheiten sind bereits in Kapitel IV. 13. (Entnazifizierung) erwähnt, sollen nur kurz noch einmal aufgegriffen werden: Laut Lebenslauf Eintritt in den NSDStB 1933 (in Wirklichkeit Oktober 1930), Eintritt in die NSDAP 1938 (Februar 1932). Die fälschliche Vermutung Keilmanns, er sei ab 1942 nicht mehr Parteimitglied gewesen, ist auf das Einziehen des Parteibuchs durch die Gauleitung Berlin zurückzuführen: Keilmann hatte die Parteibeiträge nicht mehr bezahlt. Daß die Mitgliedschaft trotzdem weiter bestand, muß er nicht gewußt haben, da von Seiten der NSDAP keine Mitteilung erfolgte.

Durch die Wiederaufnahme des bereits abgeschlossenen Entnazifizierungsverfahrens zum 2. März 1948 hatte Keilmann erneut einen Lebenslauf einzureichen. Dieser zeichnet sich dann, verursacht durch die Strafandrohung, durch seine ausgesprochene Nähe zur tatsächlichen Biographie aus, lediglich die durch die Ausformulierung des Lebenslaufs erforderliche Vereinfachung könnte man hier anmerken.

Schließlich finden sich in dem Fragebogen der englischen Besatzungszone, den Keilmann im Vorfeld seiner Einstellung bei der Stadt Bochum ausfüllen mußte, abgesehen von minimalen Vereinfachungen keine Differenzen mehr zwischen dem wirklichen Leben und der Darstellung desselben auf Papier; gleiches gilt für den Melde- und Personalbogen, der in Zusammenhang mit einer Neufassung des §81 des Bundesgesetzes zu Artikel 131 GG abgegeben werden mußte.[46]


[1] Wann und wie diese Verpflichtung erfolgte, ist nicht ganz klar, da Unterlagen, die die Organisation und Durchführung der unterirdischen Verlagerungen erhellen könnten, nicht vorliegen. Diese sind zum Ende des Krieges meist systematisch vernichtet worden; siehe: Amtsblatt Roigheim, Nr. 31 – Nr. 35, Roigheim 1985. Die Dienstverpflichtung könnte auf einer Verordnung zur Sicherung des totalen Kriegseinsatzes vom 25.8.1944 (RGBl. 1944 I S 184) zurückgehen, nach der die Bestimmungen über die Verpflichtung von Unternehmensangestellten lt. Erlaß Nr. V4(w) - 1313/43 - O4(OT) vom 29.9.1943 neugefasst wurden. Eine Verpflichtung von einzelnen Personen erfolgte auf Basis dieser neuen Bestimmungen auf Handschlagbasis; siehe BA R2/28093.
[2] BA, R3/1743, Blatt 51. In diesem Brief vom 6. Juli 1944 des Chefs des Produktionsamtes im Reichsrüstungsministerium, Seebauer, an die Leiter der Produktionshauptausschüsse geht es um die verwaltungstechnische Durchführung der Verlagerung. Die Anträge auf Produktionsverlagerung waren in zweifacher Ausführung an das Produktionsamt einzureichen und wurden an das Rüstungsamt zur Entscheidung weitergeleitet.
[3] BA, R3/3010, Blatt 36. Die Quadratmeterangaben weichen von denen in einem weiteren Schriftstück genannten ab, siehe Amtsblatt Roigheim, Dezember 1985; dort ist von einem Platzbedarf der BBC von 6.400 qm die Rede.
[4] BA, R3/277, Blatt 15: Ergänzung zur Räumungsliste West I, Vb rechtsrheinisch (Nordbaden); Die Verlagerung der BBC wird hier als wichtig bezeichnet.
[5] Amtsbaltt Roigheim, Dezember 1985, S. 2.
[6] Ebd., S. 3.
[7] BA, R3/277, Blatt 15.
[8] Im folgenden: Amtsblatt Roigheim, 1985, Englert, Karl-Heinz: Roigheim. Damals und Heute, Friedrichshall 1994. Die Anzahl ist in den Quellen unterschiedlich angegeben, mal ist von ca. 500 und an anderer Stelle von über 250 Zwangsarbeitern die Rede.
[9] Neben der oben genannten Firma Ott-Bau waren folgende Firmen an der Verlagerung beteiligt: Eduard Armbruster (Heidelberg), Funke & Co, Freital (Sachsen) und Grün & Bilfinger (heute Bilfinger & Berger).
[10] Aus den Unterlagen des Einwohnermeldeamtes Roigheim geht die Unterkunft Keilmanns aus der Zeit vor 1945 nicht hervor, die Angabe stammt aus einem Gespräch mit Eva Keilmann. Laut ihrer Aussage ist die Familie in Roigheim nicht umgezogen.
[11] So z.B. in der Sennfelder Synagoge in einem behelfsmäßigen Strohlager oder in Adelsheim. Da Roigheim die Zahl von 1.000 Mitarbeitern nicht hätte aufnehmen können, war auch langfristig eine Unterbringung in Nachbarorten vorgesehen.
[12] SSA AB, Meldekarte F. Keilmann jun., Eva Keilmann mußte Aschaffenburg verlassen, weil das Elternhaus Ferdinands in der Löherstr. 2 durch einen Bombentreffer schwer beschädigt war. Personen kamen bei dem Angriff nicht zu Schaden, das Inventar konnte nur zum Teil gerettet werden. Nicht nur das Elternhaus war stark beeinträchtigt, sondern auch das Wohnhaus von Keilmanns Schwester Agnes. Schwester und Eltern wurden gemeinsam nach Werneck bei Würzburg evakuiert; sie kehrten 1947 nach Aschaffenburg zurück.
[13] Zu einer Auslieferung der zunächst hergestellten Ölpumpen kam es laut Josef Gimber (Direktor der BBC) nicht mehr; die Versorgungszüge konnten die durch ständige Bombenangriffe zerstörten Bahngleise nicht mehr benutzen; siehe Amtsblatt Roigheim, 1985.
[14] AKe; Brief von W. Molitor an F. Keilmann vom 26. Januar 1946 und Erklärung von Gerhard Schäfer an die Spruchkammer Heilbronn bzgl. Entnazifizierung F. Keilmann vom 15. Oktober 1946.
[15] AKe; Schäfer, geboren am 8. August 1921, kam ebenfalls durch Dienstverpflichtung nach Roigheim, allerdings nur während der Semesterferien im Zuge seines Studiums in Heidelberg.
[16] Im folgenden: Amtsblatt Roigheim 1985, sowie Englert 1994, S. 131ff., des weiteren Erzählungen von Eva Keilmann und Herbert Wagner. Der „Wiederaufbau“ in Roigheim beschränkte sich auf wenige Projekte, wie zum Beispiel die zerstörte Brücke, da der Ort kampflos in die Hände der Amerikaner gefallen war. Trotzdem war die Wohnungsnot später groß, da viele Ostflüchtlinge im Ort untergebracht werden mußten.
[17] Dieser war ein als Mitglied der amerikanischen Armee ein in den 30er Jahren ausgewanderter Frankfurter, siehe Amtsblatt Roigheim, Nr. 33, 1985. Adelsheim liegt ca. 10 km nördlich von Roigheim ebenfalls an der Seckach und war nach der Kapitulation Sitz der örtlichen amerikanischen Militärkommandantur.
[18] Das „Provisorium“ aus Holz war so stabil, daß es erst Mitte der 50er Jahre gegen eine Betonkonstruktion ausgetauscht wurde.
[19] Laut Aussage Eva Keilmann gab es an verschiedenen Orten Aufträge für Bestandsaufnahmen, bekannt ist zur Zeit nur eine Aufgabe in Niederzimmern.
[20] AKe; Erlaubnis-Schein vom 6. Mai 1947: „Herrn Ferdinand Keilmann, Dipl.Arch. in Roigheim, Hauptstr. 7 erhält hiermit in stets widerruflicher Wiese die Erlaubnis zur Weiterführung des angemeldeten Betriebes – Architekturbüro –“.
[21]AKe; Für das Jahr 1945 sind in einer (schlecht leserlichen) handschriftlichen Aufstellung folgende Einnahmen verzeichnet: 200,- Gemeinde Roigheim, 93,- Konzert in Buchen, 180,- Klavierspielen, 200,- (?) Kegelbahn, 100,- Bunter Abend im (? – unleserlich), 1400,- (sic!) Klarich + Siggurt (?), Summe: 2223,-Mark.
[22] Herbert Wagner konnte mir im Alter von 95 Jahren noch persönlich die kompletten Zeichnungen vom Juli 1946 präsentieren und einiges über die damaligen Verhältnisse in Roigheim und zur Zusammenarbeit mit meinem Großvater berichten.
[23] Nachdem Keilmann in Berlin ausgebombt worden war, wohnte er für kurze Zeit zusammen mit seinem Bruder Wilhelm bei den Eltern der Ilse Nölle im Berliner Süden.
[24] Siehe Kapitel IV. 13 (Entnazifizierung).
[25] Siehe Kapitel II. 5 (Nachkriegszeit).
[26] AKe, Ausschnitt aus der Zeitschrift „Baumeister, Nr. 7, 1950, S. 478. Die Numerierung ist von Keilmann handschriftlich vorgenommen.
[27] BA, DOC, PK, Keilmann, Ferdinand, 24.07.07.
[28] Ebd.; auf der Postkarte, welche das Erscheinen Keilmanns unter Androhung der Vorladung erwirken sollte, ist handschriftlich vermerkt: „Haus zerstört“.
[29] BA, DOC, PK, Keilmann, Ferdinand, 24.07.07., Notizzettel in der Akte.
[30] SA LU; EL 902/12, Nr. 26/75/580, Fragebogen des „Military Government of Germany“ vom 29. Dezember 1945.
[31] Ebd., Lebenslauf zum „Fragebogen“ vom 29. Dezember 1945.
[32] AKe; in den privaten Unterlagen finden sich bis zum April 1947 sechs Erklärungen: 1. Josefine Obesle, langjährige Hausangestellte im Hause Keilmann sen.; 2. Ilse Noelle, Bekannte aus Berlin, kam im Zuge der Evakuierung ebenfalls nach Roigheim; 3. Gerhard Schäfer, Architekturstudent, arbeitete in seinen Semesterferien an der unterirdischen Produktionsverlagerung mit; 4. Tilla Briem, Opernsängerin, Freundin der Familie Keilmann; 5. Anny Alzenberger, ehemalige Nachbarin von Keilmann sen.; 6. Emil Kleinschmidt, Vorgesetzter im Büro Rimpl, Kleinschmidts Frau war „Halbjüdin“, eine Tatsache, die Keilmann seit 1942 bekannt war.
[33] SA LU; EL 902/12, Nr. 26/75/580, Arbeitsblatt in dreifacher Ausführung, zur Bearbeitung an folgende Institutionen geschickt und zurückerhalten: Arbeitsamt Neckarsulm, Finanzamt Neuenstadt, Bürgermeisteramt Roigheim.
[34] Ebd., Sühnebescheid vom 21, April 1947. Da kein Einspruch erfolgte, wurde der Sühnebescheid zum 3. Mai 1947 als rechtskräftig erklärt. Die Summe entsprach knapp zwei durchschnittlichen Facharbeiter-Monatslöhnen.
[35] Fürstenau, Justus: Entnazifizierung. Ein Kapitel deutscher Nachkriegspolitik, Neuwied 1969, S. 38.
[36] AKe; Schreiben von F. Keilmann an die Militärregierung Heilbronn vom 13. Januar 1948.
[37] AKe; Schreiben des Office of Military Government, Liaison and security Office SK & LK Heilbronn an F. Keilmann vom 15. Januar 1948.
[38] SA LU; EL 902/12, Nr. 26/75/580, Protokoll der Spruchkammer Neckarsulm vom 27. Februar 1948.
[39] Von diesen 300,-Mark sind nach Aussage von Eva Keilmann ein Teil bereits in D-Mark bezahlt worden, was bei der ungünstigen Währungsumstellung eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutete.
[40] Frau Jutta Massenberg-Vogt, Tochter des Bochumer Stadtbaurats und selber Architektin, die Keilmann in den 50er Jahren persönlich kennengelernt hat, da er ihr und ihrer Schwester Klavierunterricht erteilte (nach ihren Angaben bei ihr eher erfolglos), sagte mir in einem Telefonat, daß sie bei einem ihrer Lehrer gelernt habe, daß man als Architekt nie länger als zwei Jahre in einem Büro bleiben solle. Wenn dieser Ratschlag richtig ist, dann hat Ferdinand Keilmann in den ersten 15 Jahren seiner beruflichen Entwicklung alles richtig gemacht.
[41] BA, DOC, PK, Keilmann, Ferdinand, 24.07.07.
[42] Wie wenig Neufert Kommunist war, zeigt die Tatsache, daß er als Beauftragter für Normungsfragen seit 1938 einen entscheidenden Einfluß auf große Teile der Bauschaffenden des ganzen Reiches hatte. Laut einer Liste des ehemaligen Ministerialdirektors beim GBI, Erwin Bohr, die Bohr ca. im Dezember 1945 für die amerikanische Besatzungsmacht erstellt hat, war Neufert Mitglied der NSDAP, jedoch nicht vor 1933; siehe BA, R3/3270, Blatt 27. Neufert findet sich unter Punkt 14 des Punkt A. „Baufachleute“. Bohr vermerkt weiter: „Gilt als einer der bekanntesten Industrieplaner, beim Generalbauinspektor für den Industriebau Berlin eingesetzt. Herausgeber des bekannten Buche [sic!] über die Baulehre.“
[43] AKe; Durchschrift eines Lebenslaufs mit handschriftlichem Entwurf. Die Vermutung liegt nahe, weil als letzte Tätigkeit die „Deutsche Akademie für Wohnungswesen e.V.“ angegeben ist und hier kein Austrittsdatum verzeichnet ist.
[44] SA LU; EL902/12 Nr. 26/75/580.
[45] SA LU; EL902/12 Nr. 26/75/580.
[46] AKe; handschriftliche Notizen zum Meldebogen vom Oktober 1954.
 

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George Santayana (1863 - 1952)